Wie schon erwähnt, hat sich der Anbau von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen in der Börde gewandelt (beispielsweise Gemüseanbau). Über Jahrhunderte hin waren zwei „Charakterpflanzen“ bestimmend und prägend: Der Weizen und die Zuckerrübe.

Dem Weizenanbau und dem Körnergetreideanbau überhaupt kommt das Klima unserer Region sehr entgegen. Die Warburger Börde hat den geringsten Niederschlag Westfalens. Sie liegt im Regenschatten des Sauerlandes und der Egge. Was die Temperaturen angeht, ist unsere Region gegenüber dem Flachland etwas benachteiligt. Dadurch sind spätere Ernten im Vergleich zu jenseits der Egge und ein Hinauszögern des Frühlings bedingt. Wenn in Paderborn und in der Lippeniederung längst die Obstbäume blühen, entfalten sich bei uns eben erst die Knospen.

Wenden wir uns dem Körneranbau und hier vor allem dem Weizen zu. Professor Dr. Ludwig Maasjost schrieb im Jahre 1937:

„Die Börde ist ein großes Ährenfeld. Trutzig und steif steht die Frucht da. Der Wind erfasst die Halme. Und dann beginnt das Wogen und Wiegen der Wellen, die unablässig über das Getreidemeer dahinrollen. Es kommt die Blüte. Zarte Staubschleier heben sich von den Ähren ab und wehen weit in die Felder fort, in die Gehöfte und Dörfer hinein. Die Ähren sind befruchtet. Die Halme wenden ihre Köpfe, und schwer hängt die Frucht gen Osten. Die grüne Farbe verbleicht immer mehr, die Halme werden weiß und gelb: die Ernte ist da und Gottes Segen steht über der Landschaft. Die Gerste fällt zuerst unter dem Geknatter der Messer. Roggen, Weizen und Hafer folgen. In endlosen Reihen ziehen sich die Kornstiegen über die weiten Ackerlandrücken hinweg. Und nun entfaltet die Getreidelandschaft zum letzten Male ihre ganze Fülle. Kurz und gedrungen steht der Weizen, hoch und ausgebreitet der Roggen. Dann aber werden die Stiegen weggenommen; die Kultursteppe ist da. Vor unseren Augen stehen die harten Stoppelfelder. Das Getreide, der Gestalter der Landschaft, ist fort; die Landschaft hat Leben und Ausdruck verloren. Die Börde ist leblos und öde. Sie wirkt erdrückend, wenn an heißen Tagen unter der verglasenden Lichtflut der Sonne die Augen zu schmerzen beginnen und von den Wegen und Straßen der feine Lößstaub in der trockenen Luft verschwimmt. Wir sehnen uns dann nach dem Umbruch der Stoppelfelder und nach der neuen Einsaat im Herbst, die den Rhythmus des Getreidebildens von neuem beginnen lässt.“

Wenden wir uns der zweiten Charakterpflanze der Börde zu, der Zuckerrübe. Sie kommt fast immer auf den besten Böden in Deutschland vor, besonders in den Lößlandschaften am Rande von Mittelgebirgen (Soester, Magdeburger, Schlesische Börde). Der Anbau dieser Nutzpflanze begann in unserer Heimat erst um 1880. 2,4 Prozent des gesamten Ackerlandes betrug die Anbaufläche um 1935. In manchen Bereichen des Altkreises Warburg machte die mit Zuckerrüben bebaute Fläche fünf Prozent aus.
Die Bedeutung dieses Anbauzweiges können wir heute noch aktuell im Herbst ermessen, wenn wir die hoch geladenen Wagen, von schweren Ackerschleppern gezogen, in langer Reihe zur Zuckerfabrik Warburg fahren sehen. Diese werden inzwischen mehr und mehr von großräumigen Lastkraftwagen abgelöst.

Wenn wir einen Blick in die Vergangenheit dieses landwirtschaftlichen Wirtschaftszweiges werfen, so fällt uns die Verladerampe für Zuckerrüben in unserem Dorf ein. Diese Rampe diente der Verladung der Zuckerrübenfrucht in Eisenbahnwaggons, die dann von einer Rangierlok zum Transport nach Warburg zusammengestellt wurden. Die Rampe nördlich des Bahnübergangs auf der rechten Seite (Bermeck) gelegen, ist noch heute zu sehen. Sie war ab Mitte der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis 1979 in Betrieb.

Um uns der Bedeutung der Zuckerrübe für unseren Landstrich bewusster zu werden, sollten wir den folgenden Text von Professor Maasjost in uns aufnehmen:

„Da stehen im Mai zwischen den hohen Getreidefeldern die geordneten Fruchtreihen, deren Linien sich in der Ferne allmählich zu einem einzigen Punkt sammeln. Zwischen ihnen bergen sich Hasen, Feldhühner, Wachteln, die von den schnell hochgeschossenen Halmfeldern verdrängt wurden. Es ist die Zeit zwischen Säen und Mähen. Der Mensch greift zur Hacke, und hier im Rübenfeld und zwischen den Kartoffeln findet er reichliche Arbeit. Im Oktober setzt die Rüben‐Campagne ein. Auf der Zuckerfabrik ächzen die Maschinen von neuem, und schwefelgelbe Rauchschwaden schlagen mit dem Herbstwinde fort zur Börde. Dort greift der Bauer mit der Rübengabel tief in den Boden, und mit dem Hackmesser schlägt er den Rüben die Köpfe ab. Das Kraut wird verfüttert, in Silos gestampft oder umgepflügt, die Rüben in Haufen zusammengeworfen, auf Wagen geladen , und ein Wagen nach dem anderen nimmt den Weg zur Zuckerfabrik nach Warburg.“

Die Zuckerfabrik wurde 1884 gegründet. Sie verarbeitet heute Rüben der Börde und der Nachbarlandschaften. Die Anbaumenge ist seit 1931 kontingentiert und wird von der Fabrik den einzelnen Bauern vorgeschrieben.

1935 wurden nach Angaben der Zuckerfabrik verarbeitet:

aus Hofgeismar (Hessen) 221.325 Zentner
aus dem Kreis Warburg 171.625 Zentner
aus dem Kreis Höxter (+ Holzminden) 104.110 Zentner
zusammen also rund 500.000 Zentner