Engern, Westfalen, Ostfalen, Nordalbinger: Vom Volk der Sachsen und seinen Teilstämmen

Im germanischen Siedlungsraum sind die Sachsen das Volk, dem unsere Vorfahren entstammen. Man spricht sowohl vom Volk der Sachsen als auch vom Sachsenstamm. Wenn wir in die Geschichte der Germanen hineinsehen, so handelt es sich bei einem Stamm um eine größere Gruppe von Menschen. Diese weisen Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Sprache, Kultur und wirtschaftliche Gegebenheiten auf. Sie unterscheiden sich dadurch von anderen Gruppen – unter Umständen auch nur geringfügig – und leben in einem abgegrenzten Siedlungsgebiet zusammen.

Karte Westeuropas um 450 n. Chr.
Franken um 450 n. Chr.

Die kleinere Einheit innerhalb eines Stammes oder Teilstammes ist die Sippe. Die Sippe ist ein Verbund einer Vielzahl von Familien – Menschen also, die sich auf eine gemeinsame Abstammung, auf verwandtschaftliche Beziehungen berufen können. Sie siedeln zumeist in einem Dorf, in Streusiedlungen, Kleindörfern etc., die in einem Bereich, einer Region liegen. Bei den Sachsen gab es in früher Zeit keine Städte oder stadtähnlichen Gebilde. Das Wohnen und Leben in großen Einheiten war ihnen fremd und zuwider.
Das große Volk der Sachsen gliedert sich in Teilstämme, die uns später noch beschäftigen werden.

Die Sachsen von damals – nicht die Sachsen von heute

Zunächst jedoch muss, bezogen auf unsere heutigen Verhältnisse, dringend etwas zur Klarstellung und deutlichen Abgrenzung von tatsächlichen Sachsen und deren Nachkommen und vermeintlichen Sachsen sowie solchen gesagt werden, die sich heute Sachsen nennen. Die Bewohner des heutigen Freistaates Sachsen mit Dresden als Hauptstadt, haben mit dem Stamm der Sachsen, um den es uns hier geht, nichts zu tun. Sie sind eigentlich zum Großteil Ostthüringer. Der Name Sachsen ist durch Adels- bzw. Herrscherfamilien dort hingewandert. Nachkommen der Sachsen im ursprünglichen Sinne sind im wesentlichen die Westfalen und Niedersachsen. Die Friesen im Norden Niedersachsens müssen jedoch ausgenommen werden – sie sind ein eigener Volksstamm.

Ein sehr auffälliges Unterscheidungsmerkmal zwischen den ursprünglichen Sachsen und den Bewohnern des Freistaates Sachsen ist schon an der Sprache erkennbar. Der Klang der Sprache eines Westfalen aus dem Hochstift Paderborn und der eines „Sachsen“ aus dem Umfeld von Leipzig unterscheidet sich erheblich.

Geschichte der Sachsenstämme

Wenden wir uns einer kurzen Zusammenfassung der Geschichte des Volkes bzw. des Stammes der Sachsen mit seinen Teilstämmen zu. Der Name der Sachsen hat sich aus der Benennung der bevorzugten Waffe der Krieger dieses Volksstammes entwickelt. Der sahs (Sachs) war das für die waffenfähigen Männer dieses Stammes typische Kurzschwert (siehe Sachsenkriege). Die Träger dieser Waffe nannte man sahsnotas, was soviel bedeutet wie Schwertgenossen (Kampfgenossen). Das Volk der Sachsen lebte zunächst, das heißt um 150 n. Chr., östlich der Unterelbe, im heutigen westlichen Holstein. Nach und nach erweiterten sie ihr Gebiet. Sie setzten um 500 n. Chr. zusammen mit Mitgliedern eines benachbarten Stammes, den Angeln, nach Britannien über und wurden dort sesshaft. Die Benennung England kommt von Angel-land, Land der Angeln. Auch die sprachliche Verwandtschaft des Englischen mit dem Deutschen hat hier seine Wurzeln – beide sind germanische Sprachen.

Andererseits drangen die Sachsen in westlicher und südlicher Richtung über die Elbe hinaus vor, besiedelten den nordwestdeutschen Raum und gelangten im Süden bis zum sauerländischen Rothaargebirge sowie bis zu einer Linie, die sich etwa von Korbach bis nördlich von Kassel hinzieht. Der somit zum Teil einbezogene nordhessische Raum wurde in den späteren Jahrhunderten aber wieder vom hessischen Einfluss bis etwa zur heutigen westfälischen Grenze überlagert. Die Hessen sind im Wesentlichen eine Mischung aus Angehörigen des Stammes der Chatten und Ostfranken. Im Westen drangen die Sachsen etwa bis zum Rhein vor. Um 600 n. Chr. war diese Sächsische Landnahme, wie sie in Geschichtswerken genannt wird, abgeschlossen. Westlich und südlich des Sachsenlandes lebten fränkische Stämme. Die „Saxonisierung“ unserer Region einschließlich Nordhessens und Waldecks wird schon dadurch deutlich, dass eine Fülle von Ortsnamen auf -hausen endet. Dieses ist typisch für den sächsischen Einfluss. Die Endung -hausen finden wir in dem altsächsischen -husin bzw. -husen wieder. Die Endsilbe -sen in Ortsnamen ist lediglich ein verkürzt gesprochenes – hausen. Denken wir nur an Niesen – ursprünglich hieß dieser Ort Niehausen. Zu Schweckhausen sagen wir in der verkürzten Form Schwecksen. Und Eissen? Darauf kommen wir später zurück! Keineswegs wurden die im nordwestdeutschen Raum beheimateten Stämme von den Sachsen vernichtet. Sie gingen im Gegenteil ineinander auf. Stämme, die von den Sachsen aufgesogen wurden, sind beispielsweise die Chauken, Brukterer und Cherusker. Das sächsische Element aber überwog.

Teilstämme der Sachsen

Um 775 n. Chr. erfahren wir etwas über einer Unterteilung des Sachsenvolkes in Stammesgliederungen. Teilstämme waren die Westfalen, Ostfalen, Engern und Nordalbinger (in Albinger steckt das Wort Elbe; es geht hier also um den Teilstamm, der nördlich der Elbe seine Wohnsitze hatte). Die Ostfalen lebten östlich der Weser. Wir selbst gehörten zum Land der Engern. Der Name Engern verliert sich aber im Laufe des Mittelalters und die Bezeichnung Westfalen setzt sich auch für das Gebiet der Engern durch. Hier und da finden wir diesen Namen noch in Ortsbezeichnungen wie Enger bei Herford (hier befindet sich die Grablege Widukinds) oder Ennigerloh bei Beckum. Aufgeteilt waren die Gebiete des Sachsenstammes bzw. der Teilstämme in kleinere, überschaubarere Einheiten, in Gaue. Gaue waren in sich geschlossene Landschaften. Gaugrenzen ergaben sich häufig organisch aus natürlichen Gegebenheiten: Täler, Flüsse, Bäche, Gebirgszüge, etc..

Eissen im Sächsischen Hessengau

Eissen gehörte zum Sächsischen Hessengau, der etwa die Warburger Börde umfasste. Gelegentlich wird er auch Diemelgau genannt. Südlich davon lag der Hessengau, auch Fränkischer Hessengau genannt. Offenbar haben sich die Sachsen im Laufe der sächsischen Landnahme einen Teil des ursprünglich einheitlichen fränkischen Hessengaues angeeignet. Der sächsische Hessengau oder Diemelgau war eindeutig sächsisch dominiert und ausgerichtet. Die nördliche Grenze des sächsischen Hessengaues verlief, von Eissen aus betrachtet, knapp jenseits der Orte Scherfede, Borlinghausen, Löwen, Peckelsheim, Willegassen, führte südlich vorbei an Natingen, folgte dann der Bever ab Borgholz und erreichte nördlich von Helmarshausen die Weser. Wichtig für die Geschichte unseres Dorfes ist noch der Ittergau, wie an anderer Stelle deutlich wird. Der Ittergau ist nach dem Nebenfluss der Diemel, der Itter benannt und erstreckte sich von der Eresburg (Obermarsberg) bis etwa nach Korbach, umfasst also den größeren Teil des Waldecker Landes.
Nördlich von uns finden wir den bekannten Nethegau, von Friedrich-Wilhelm Weber in „Dreizehnlinden“ besungen. Er begann südlich von Natzungen.

Glaubenswelt der Sachsen

Die Religion der Sachsen war eine Naturreligion. Auffällige Erscheinungen in der Natur wurden von den Sachsen, wie überhaupt von den Germanen verehrt. Hier fühlten sie sich den Göttern sehr nahe. Heiligtümer waren für sie Quellen, mächtige Bäume, imposante Felsformationen (wie beispielsweise die Externsteine). Auch das Feuer, als ein ganz wesentliches Element, wurde von ihnen verehrt. Selbst das Herdfeuer war ihnen heilig und wurde bewacht. Letzteres geschah aber auch aus praktischen Gründen: Das Feuer durfte nie ausgehen, und die Brandgefahr war bei der Holz- und Strohbauweise der Hütten ebenfalls hoch.

Wichtige und aufschlussreiche Erkenntnisse über die Glaubenswelt unserer Vorfahren liefert uns der römische Geschichtsschreiber Tacitus. Er berichtet: Übrigens glauben die Germanen, dass es mit der Hoheit der Himmlischen unvereinbar ist, Götter in Wände einzuschließen und sie irgendwie menschenähnlich darzustellen. Lichtungen und Haine weihen sie, und Götternamen geben sie jenem Geheimnis nur, das sie in tiefer Versenkung schauen.

Tacitus berichtet auch von heiligen Rossen, aus deren Wiehern und Schnauben die Priester die Zukunft deuten: Die Tiere werden auf Kosten des Stammes in den bereits erwähnten Hainen und Lichtungen gehalten, weißglänzend und durch keinen irdischen Dienst entweiht.

Ein Pferd, das einem der Götter geopfert wurde, durfte zuvor keinen Reiter getragen haben, sonst galt es als entweiht.

In der Vergangenheit ist einmal der Flurname Hibbeke, im innerörtlichen Bereich von Eissen gelegen, als Hinweis auf ein germanisches Heiligtum gedeutet worden. Demnach soll die Bezeichnung Hibbeke von Hillige Bicke, Heiliger Bach, her kommen und diesen Namen vom Quellteich an der Hibbeke erhalten haben, der zusammen, mit einem sich anschließenden Hain als Heiligtum gedient habe. Diese Deutung entbehrt nicht eines gewissen Reizes. Einen konkreten Nachweis über die Richtigkeit dieser spekulativen Deutung kann man allerdings nicht führen.

Gottheiten der Sachsen

Was wäre die Religion der Sachsen bzw. der germanischen Stämme ohne die zugehörigen Gottheiten! Wodan oder Odin war der mächtigste der Götter. Er ist der „unheimliche wilde Jäger der Lüfte“, der mit kläffender Meute (Wind, Sturm) am Himmelsgewölbe dahin jagt. Er ist auch der Gott des Atems und damit der Seelen, der Toten ebenfalls und des Jenseits. Das Jenseits aber wird als Walhalla bezeichnet. Bei den Nordgermanen ist die Benennung dieses obersten Gottes Odin und bei den Südgermanen ist der Name Wodan gebräuchlich.

Der nächste wichtige Gott ist Donar, der im nordischen Bereich Thor genannt wird. Er ist der Gott, der den Hammer schwingt und die Blitze schleudert. Dieses tut Donar, während er mit seinen Wagen, die mir feurigen Rossen bespannt sind, über die Wolken hinweg jagt und so den Donner erzeugt. Bei einigen germanischen Stämmen nimmt diese Tätigkeit der eben genannte Thor wahr.
Ziu (Tin) ist der Gott des Krieges. Er beschützt zugleich das Thing, die Gerichtsversammlung der Germanen.
Baldur ist der lichte Frühlingsgott, dessen Sterben und Auferstehen (der jährlich wiederkehrende, also auferstehende Frühling) im Mythos der Germanen verklärt wird.
Freya oder auch Frija ist eine Göttin. Sie ist die Gattin Wodans und Göttin der Fruchtbarkeit. Bei einigen germanischen Stämmen hat sie noch einen Bruder, der Freyr genannt wird.
Neben diesen Gottheiten gab es noch zahlreiche örtliche Götter und Göttinnen, die aber nicht so bedeutsam waren.
In der Bezeichnung unserer Wochentagsnamen sind die meisten der genannten Götter noch vorhanden.

Wodan
Im Englischen ist sein Name noch erkennbar. Dort heißt der Mittwoch Wednesday (Wodanstag).
Donar
Der Donnerstag ist ihm gewidmet.
Ziu/Tin
Ihn finden wir im Dienstag wieder.

Religiöse Handlungen und Opfer

Religiöse Handlungen, insbesondere das Darbringen von Opfern wurde an den heiligen Orten von Priestern, die sich einer besonderen Gottheit verschrieben hatten (Wodanspriester bspw.) und Priesterinnen vollzogen. Bei einigen germanischen Stämmen wurden sie Druiden genannt. Diese Bezeichnung kommt aus dem Keltischen. Unterhalb der Karlsschanze bei Willebadessen finden wir noch die sogenannte Druiden- oder Gertrudenkammer und unterhalb der Hardehauser Klippen befindet sich ein gewaltiger Stein, der einstmals den Sachsen als Opferstein gedient haben soll.
Geopfert wurden wertvolle Tiere und Feldfrüchte. Das höchste und wertvollste Opfer aber war ein junges weißes Pferd, das noch niemals zuvor einen Reiter getragen hatte und auch zur Feldarbeit nicht herangezogen worden war. Dieses edle Opfer aber stand nur Wodan zu.

Die frühe Zeit der Sachsenmission

Über die Christianisierung der Sachsen wird noch im Zusammenhang mit den Sachsenkriegen berichtet. An dieser Stelle soll über die frühe Zeit der Missionierungsversuche kurz berichtet werden.

Bei den germanischen Stämmen fasste in einem zum ersten mal erheblichen Umfang das Christentum Fuß, als der mächtige Stamm der Franken sich Christus zuwandte. Dieses geschah zur Zeit des Frankenkönigs Chlodwig (482 – 511). Er trat mit seinem Volk 496 zum Christentum über.
In diesen Zeitraum fällt auch die Ausbreitung des Christentums in Germanien überhaupt. Die ersten Glaubensboten stammten aus Irland und Brittanien. Der Heilige Kilian beispielsweise kam aus Irland, wirkte in der Maingegend und gründete das Kloster Würzburg. Von hier aus ergaben sich auch erste Kontakte zum Christentum in unserer Region (siehe auch „Sachsenkriege“). Der bedeutendste angelsächsische Missionar und eigentliche „Apostel der Deutschen“ war der Heilige Bonifatius (gestorben 754). Er gewann zunächst Hessen und Thüringen für den christlichen Glauben, wirkte später aber im ganzen germanischen Raum.

Das herausragende Ereignis ist die Fällung der Donareiche bei Geismar in Hessen. Dieser Baum war der obersten Gottheit der Germanen geweiht. Die herbeigeeilten Germanen warteten gespannt auf die Reaktion ihre Gottes, doch es geschah nichts. Nach diesem Ereignis ließen sich viele taufen.

Bonifatius, der ursprünglich Winfried hieß, gründete zahlreiche Bistümer. Als Benediktinermönch, der er war, schuf er das Kloster Fulda, wo er auch bestattet wurde, nachdem er 754 mit 52 Gefährten im Land der Friesen anlässlich einer Missionsreise ermordet wurde. Bonifatius erhielt den Ehrentitel „Apostel Germaniens“.

Ab 776 missionierte der Abt von Fulda, Sturmius, im Sachsenland. Er mühte sich vor allem um die Bekehrung der Sachsen im Diemelraum (Marsberg) und im Paderborner Land.
Noch viele verdienstvolle Namen von Missionaren wären hier zu nennen, was aber den Umfang der Ausführungen sprengen würde.

Festzuhalten bleibt noch, dass etwa ab 777 (Reichsversammlung mit Frankenkönig Karl an den Quellen der Pader) Paderborn zum Zentrum der Sachsenmission wurde. in einer Lebensbeschreibung König bzw. Kaiser Karls (ab 800) heißt es: Der erhabene Fürst Karl habe die waldbewohnenden Scharen zum Himmelreiche gezogen und alsbald die wütigen Wölfe in fromme Lämmer verwandelt. (Einhard in „Vita Caroli Magni“)

Sprache der Sachsen

Werfen wir noch eine Blick auf die Sprache der Sachsen. Sie ist die Sprache unserer Vorfahren, unserer Väter und Mütter. Manch einer beherrscht sie auch heute noch. Es geht um das Plattdeutsche. Sprachwissenschaftlich sprechen wir vom Niederdeutschen im Vergleich zum Hochdeutschen.

Das Niederdeutsche oder Plattdeutsche ist die Sprache der Sachsen. Aber auch das Niederfränkische, das am Niederrhein gesprochen wurde oder auch noch im Gebrauch ist, gehört zu diesem Sprachgebiet. Holländisch und Flämisch ist ebenfalls Bestandteil dieses Sprachverbundes.

Bei der oben beschriebenen sächsischen Landnahme brachten die Menschen dieses Stammes die plattdeutsche Sprache mit in unser Gebiet. Somit ist das Plattdeutsche eine sehr alte Kultursprache, die über Jahrhunderte hinweg das einzige sprachliche Verständigungsmittel war. Auch Könige und Kaiser haben sie selbstverständlich gesprochen, sofern sie aus dem niederdeutschen Sprachraum kamen, wie beispielsweise der Sachsenherzog Heinrich, der von 919 bis 936 deutscher König war und aus Quedlinburg am Harz stammte. Seine Nachfolger, die Ottonen genannt, bedienten sich ebenfalls dieser schönen und ausdrucksstarken Sprache.

Die Niederdeutsche Sprachgrenze verläuft, vom Niederrhein kommend, am Südrand des Sauerlandes entlang (das Siegener und Wittgensteiner Land liegt bereits außerhalb des niederdeutschen Sprachgebietes), nimmt das Waldecker Land und den nordhessischen Raum mit auf in die plattdeutsche Sprachregion, verläuft südlich von Korbach und nördlich von Kassel und zieht sich hinein in den südniedersächsischen Raum. Weiter nimmt diese Sprachgrenze ihren Weg in nordöstlicher Richtung bis Ostpreußen hinein.

Sprachwissenschaftler sprechen von der Benrather Sprachgrenze, weil der heutige Stadtteil von Düsseldorf, Benrath, eine Sprachscheide darstellt. Nördlich dieser Sprachscheide bzw. -grenze ist das Plattdeutsche heimisch – leider jedoch nicht mehr in der zu wünschenden Häufigkeit und Bedeutung. Südlich dieser Grenze ist ursprünglich das Hochdeutsche zu Hause mit der Unterteilung in Mittel- und Oberdeutsch.

Im 5. und 7. Jahrhundert veränderte sich die Sprache im hochdeutschen Sprachgebiet. Die Veränderung ging vom Donaugebiet aus, und verlor, je weiter sie nach Norden kam, an Wirkungskraft. In der Fachsprache bezeichnen wir diesen Vorgang als (hochdeutsche) Lautverschiebung. An der eben aufgezeigten Sprachgrenze zum Plattdeutschen prallte sie ab. Unsere Vorfahren blieben bei ihrer niederdeutschen Sprache, hielten zäh an ihr fest und pflegten sie.

Machen wir uns diesen Vorgang an einem Beispiel deutlich: aus p wurde pf; aus „Appel“ im Plattdeutschen „Apfel“ im Hochdeutschen. Das Plattdeutsche war im 14. und 15. Jahrhundert die Sprache der Hanse, die auch in den Niederlassungen dieses Zusammenschlusses von Großkaufleuten außerhalb des deutschen Sprachraumes gesprochen und als Schriftsprache genutzt wurde.

In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gingen immer mehr Menschen zur hochdeutschen Sprechweise über. Das Plattdeutsche galt als unfein, sehr zum Bedauern von Liebhabern sprachlicher Besonderheiten überhaupt. Einer Einebnung und damit Verflachung unseres Sprachverhaltens wird durch den Einfluss der Medien Vorschub geleistet. Sprachliche Vielfalt und Eigenart drohen zu verschwinden. Zweifellos ein erheblicher kultureller Verlust.

Zu wünschen wäre, wir würden den nachfolgend aufgeführten plattdeutschen Spruch bedenken:

Dat Olle ehren,
dat Nigge hören,
dat Gudde mehren,
dat Schlimme wehren.
(Verfasser unbekannt)

Und so lautet das „Vater unser…“ in Eisser Platt:

We-i wöllt nou bähn, we-i use Här et
us sölwest lährt hat:
Gott, use Vatter in nen Himmerl.
Heilig sall De-in Name sin.
De-in Rik kume to us.
De-in Will geschaie.
In-nen Himmel un op de Ärde.
Use täglig Braut giff us olle Dage.
Un vergiff us use Schuld.
So wött auch we-i usen Schuldigern vergiewen.
Stah us bei-i, wann we-i in Versökung kumet
un hall us fre-i van allen Bäsen.
Denn De-in is da Rik, de Macht un
de Herrlichkeit
für ömmer un ewig.
Amen!

De Här hätt to se-inen Aposteln siggt:
Frieden hingerlate ick juch,
me-inen Frieden giewe ick juch!