Entstehungsgeschichte und Gründung des Liborius-Schützenvereins Eissen
In den letzten Jahren wurden immer mehr Stimmen vernehmbar, die sich für die Gründung eines Schützenvereins oder einer Schützenbruderschaft aussprachen. Von einigen Herrn aus Eissen wurde nun die Initiative ergriffen und zu einer vorbereitenden Besprechung eingeladen. Die Zusammenkunft fand statt am 20. Januar 2953 auf Fabian und Sebastian abends 8 Uhr in der Gastwirtschaft Hermanns zu Eissen.
Die Männer und Jungmänner von Eissen waren recht zahlreich erschienen. Anwesend war auch der Bundesmeister für den Kreis Warburg der „Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“, Herr Schwarzendahl aus Siddessen, der den interessierten Zuhörern den Aufbau und das Wesen des Zentralverbandes der „Historischen Deutschen Schützenbruderschaft“ erläuterte. Die Anwesenden sprachen sich dann ohne Ausnahme für die Gründung einer Schützenbruderschaft aus.
Aus der Mitte der Versammlungsteilnehmer wurde nun zunächst ein Arbeitsausschuss ins Leben gerufen. Dieser Arbeitsausschuss hatte es sich zur Aufgabe gemacht, für die Gründung einer Schützenbruderschaft zu werben und möglichst sämtliche Männer der Gemeinde in einer Liste zu erfassen, die gewillt waren, einem Schützenverein beizutreten. Das Ergebnis war erstaunlich gut. Es hatten sich 163 Männer und Jungmänner in dieser Liste eingetragen. Selbst der älteste Veteran der Gemeinde, der auf das Geburtsjahr 1874 zurückblicken kann, war unter ihnen verzeichnet. Familienväter mit mehreren erwachsenen Söhnen hatten sich zur Mitgliedschaft erklärt.
Somit waren also die Voraussetzungen geschaffen, die Gründung der Schützenbruderschaft unverzüglich in die Wege zu leiten.
Am Mittwoch, den 28. Januar 1953, fand in der Schule zu Eissen abends um 8 Uhr die konstituierende Gründungsversammlung statt. Anwesend war wieder der Bundesmeister, Herr Schwarzendahl aus Siddessen, der freundlicherweise einer Einladung Folge geleistet hatte. Herr Schwarzendahl hielt ein ausführliches Referat über die Satzungen und das Ideengut der „Historischen Deutschen Schützenbruderschaft zu Leverkusen-Bürrig“. Seine Worte waren durchdrungen vom lebendigen christlichen Lebensgeist, der jeder Bruderschaft zu eigen sein soll. Tief beeindruckt spendeten die Anwesenden Herrn Schwarzendahl starken Beifall.
Auch unser Hochwürden, Herr Pastor Kaup, hatte es sich nicht nehmen lassen, durch seine Anwesenheit das Zustandekommen einer Schützenbruderschaft in Eissen durch Wort und Tat zu fördern. In seiner herzlich gehaltenen Ansprache erklärte sich der Herr Pastor mit den Zielen der Deutschen Bruderschaften solidarisch und schlug der Versammlung die Gründung einer Schützenbruderschaft auf christlicher Ebene vor. Besonderen Beifall fand die Anregung des Herrn Pastor, unserer neu zu gründenden Bruderschaft den Namen „St. Liborius-Schützenbruderschaft“ zu geben. Angesichts dessen, dass der große Heilige auch Kirchenpatron unserer Gemeinde ist und in den Herzen der Eissener Bevölkerung eine ganz besondere Verehrung erfährt, soll in der nächsten Generalversammlung, wenn die Vorstandswahlen durchgeführt sind, eventuell in diesem Sinne Beschluss gefasst werden.
Herr Johannes Pott, in dessen Händen zunächst die kommissarische Leitung der Versammlung lag, dankte in bewegten Worten dem Herrn Pastor für seine schönen Worte und Anregungen. Auch Herrn Schwarzendahl dankte Herrn Pott im Namen der Anwesenden für seine hilfreiche Arbeit bei der Gründung unseres Vereins.
Vorstandswahlen
Alsdann schritt man zur Wahl des gesamten Vorstandes. Die Versammlung stimmte darin überein, neben den Obersten und Adjutanten einen geschäftsführenden Vorstand zu wählen, der sich wie folgt zusammen setzen soll:
- Vorsitzender
- Schriftführer
- Kassierer
Das Offizierkorps setzt sich wie folgt zusammen:
- Oberst
- Adjutant
- Hauptmann
- Fähnrich
- 2 Fahnenoffiziere
- 3 Schützenbeiräte
Die Wahlen wurden sodann geheim durchgeführt und zwar in der Form, dass jeweils 3 und mehr Herren aus der Versammlung vorgeschlagen wurden. Über die wurde alsdann mittels Zettel abgestimmt. Derjenige, der die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnte, galt als gewählt. Der Ausgang der Wahl ist auf der Seite über den Vorstand von 1953 aufgeführt.
Die vorstehend Gewählten nahmen die Wahl an. Da die Zeit schon vorgerückt war, macht der Vorsitzende den Vorschlag, die Festlegung der Statuten und den Namen für den Verein in der nächsten Generalversammlung zu behandeln.
Der Vorsitzende dankte all denen, die sich durch die Leistung der Vorarbeiten in so hervorragender Weite betätigt haben.
Die Versammlung wurde alsdann geschlossen. Eissen ist angesichts dieser Gründung um ein schönes Stück Heimatgeschichte reichert geworden.
Eissen, den 1. Februar 1953
Nachtrag zur Entstehungsgeschichte des Liborius-Schützenvereins Eissen
Es wurden nun zunächst erst Informationen eingeholt, die den geldlichen Verpflichtungen einer Bruderschaft obliegen, die dem Zentralverband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften in Leverkusen angeschlossen ist. Da nun vom Zentralverband außer dem Aufnahmebeitrag auch von jedem Mitglied ein jährlicher Obolus erhoben wird und darüber hinaus noch sonstige Umlagen erhoben werden für Zeitungen usw., ist der Vorstand in seiner Sitzung am 18. Februar 1953 zu der Überzeugung gekommen, dem Zentralverband nicht beizutreten, sondern ein unabhängiger freier Verein zu bleiben. In diesem Sinne wurde dann auch eine Entschließung gefasst, die der Generalversammlung am 19. Februar 1953 vorgetragen wurde.
Die Generalversammlung am 19. Februar 1953 fasste im Saale Hermanns den Beschluss, ein freier Verein zu bleiben und nicht dem Zentralverband beizutreten. Die Abstimmung war geheim. Es stimmten 104 Stimmen für einen freien Verein und 1 Stimme für die Bruderschaft.
In dieser Generalversammlung wurde auch der Name des Vereins festgelegt. Der Verein wird sich in Zukunft Liborius-Schützenverein Eissen nennen.
Eissen, den 25. Februar 1953
Anschaffung einer Vereinsfahne
Der Opfersinn unserer Schützen und sonstiger Bürger der Gemeinde brachte es gelegentlich einer Sammlung zuwege, dass ein Betrag von DM 1.452,– zusammengetragen wurde.
Der Verein trat alsdann wegen Anschaffung einer Fahne in Verhandlungen mit der Bonner Fahnenfabrik. Diese Fabrik machte verschiedene Angebote und der Vorstand entschloss sich für die gestickte Fahne 110cm lang, 110cm breit zum Preis von DM 910,–.
Die eine Seite ist von dunkelgrünem Samt. In der Mitte befindet sich ein Wappen, das dem Taufstein der Pfarrkirche Eissen entnommen ist und die Jahreszahl 1656 trägt. Darüber steht in goldenen Lettern: „Liborius Schützenverein Eissen 1953“. Die Ecken sind verziert mit Eichenblättern.
Die andere Seite hat einen seidenen Untergrund. In der Mitte ist ein abgehackter Eichenstumpf, daraus ragt ein Kreuz mit einem jungen Trieb. Darüber prangt unser Wahlspruch: „Für Glaube, Sitte und Heimat.“ Unter dem Eichenstumpf steht der Spruch: „Aus alter Wurzel neue Kraft.“
Dieser Spruch ist bewusst und überlegt gewählt, um anklingen zu lassen, dass in Eissen früher schon einmal ein Schützenverein existiert hat, der nun nach mehr als 100 Jahren wieder zu neuem Leben erblühen soll.
Die kirchliche Fahnenweihe wurde Christi-Himmelfahrt 1953 durch Herrn Pastor Kaup nach dem Hochamt vorgenommen. In seiner Ansprache legte der Herr Pastor allen Schützen nahe, den Wahlspruch „Für Glaube, Sitte und Heimat“ stets zu beherzigen und sich dessen Bedeutung bewusst zu sein.
Eissen, den 15. Juni 1953
Königsschießen
Auf Christi Himmelfahrt, den 14. Mai 1953, fand das erste Königsschießen statt. Geschossen wurde mit Kleinkaliber dreifache Ladung auf eine 12er Scheibe und 50 Meter Entfernung. Der Scheibenstand war errichtet auf dem Sportplatz. Jeder Schütze gab 2 Schüsse ab. Das Bestergebnis hatten 6 Schützen mit je 18 Ringen. Beim Abstechen errang der Schützenrat August Sagen (Nr. 9), genannt Postsaken August, die höchste Ringzahl, womit er zum ersten König unseres Vereins proklamiert wurde. Schützenrat Saken nahm die Königswürde an.
Es herrschte große Freude unter den Schützen und nachdem ein donnerndes dreifaches Hoch auf den König August I. ausgebracht worden war, lud dieser das gesamte Bataillon zu einem Glas Bier in die Festhalle ein. Unter Vorantritt der Dorfkapelle, die an diesem Tage den musikalischen Teil freundlicherweise bestritt, marschierte das Bataillon unter dem Kommando des Obersten Philipp Dionysius durch die Gemeinde zur Festhalle. Dort angekommen machte sich sofort eine ausgezeichnete Stimmung bemerkbar. Diese Stimmung erfuhr ihren Höhepunkt, als der Oberst den Namen der Königin bekanntgab.
Seine Majestät August I. hatte sich zur Königin Frau Pauline Blömeke erkoren, deren Ja-Wort vom Adjutanten inzwischen eingeholt war.
Der Abend verlief sehr harmonisch und es war unter den Schützen eine wirklich einträchtige Stimmung. Nicht zuletzt war dieses dem ausgezeichneten und beliebten ersten Königspaar zuzuschreiben.
Eissen, den 28. Mai 1953
Schützenfestverlauf
An den Pfingsttagen am 25. und 26 Mai 1953 fand das erste Schützenfest statt. Es war ein großartiges Volksfest und ein voller Erfolg für den Liborius-Schützenverein. Eine riesige Menschenmenge aus der Nachbarschaft war nach Eissen gekommen, um Zeuge des Festumzugs unseres ersten Schützenfestes in Eissen zu sein.
An sämtliche aus Eissen in der Fremde noch lebenden Männer war eine besondere Einladung ergangen. Für sehr viele gab es ein frohes Wiedersehen.
Der Schützenumzug gab ein grandioses Bild ab. Es waren drei Züge aufgestellt. An der Spitze wurden das Königspaar und der Hofstaat mit drei prächtig geschmückten Wagen gefahren.
Die Majestäten
König August I. und Königin Pauline hatten folgenden Hofstaat berufen: Anton Blömeke und Frau Auguste Saken (Nr. 9), August Engemann und Frau Elisabeth, Josef Kirchhoff sen. und Frau Hanna Ahrens, Josef Stoppelkamp und Frau Maria Nutt, Johannes Keck und Frau Grete.
Eingeleitet wurde das Schützenfest mit einem großen Konzert der Kapelle Opel Bad Driburg am Vorabend. Abends um 19:45 Uhr fand zunächst ein großer Zapfenstreich statt, wobei dem König, der Königin und dem Bürgermeister ein Ständchen gebracht wurde. Die Kapelle Opel war mit einer starken Besetzung von 19 Mann vertreten.
Montag, II. Pfingsttag
- 6:00 Uhr
- Wecken
- 14:00 Uhr
- Antreten der Schützen und Abholen der Fahne
- 14:30 Uhr
- Abholen des Königspaares und Hofstaates aus dem Hause Königin
Anschließend Festzhug durch die Gemeinde
Vor Dem Pastorat wurde Halt kommandiert und dem Herrn Dechant Dewenter und Herrn Pastor Kaup eine Ehrenbezeugung durch Präsentieren und Fahnenschwenken erwiesen. Beide geistliche Herren waren sichtlich erfreut und dankten indem sie guten Verlauf des Festes wünschten. Gegen 16 Uhr fand in der Mitte des Dorfs vor dem Königspaar mit dem Hofstaat die Parade statt. Der Festzug endete in der festlich geschmückten Scheune des Herrn August Derenthal und dem aufgeschlagenen Festzelt. Nach dem Einmarsch wurden dann im Königswagen der Herr Dechant Dewenter und Herr Pastor Kaup von dem Pastorat zum Festplatz abgeholt. Beide Herren verblieben geraume Zeit unter den Schützen.
Sofort machte sich in den Festräumen eine frohe und gemütliche Stimmung bemerkbar. Die Kapelle Opel spielte zum Tanz auf und Jung und Alt kamen auf ihre Kosten.
Nach dem Abendessen und der Rückkehr der Majestäten mit Hofstaat in die festlichen Räume wurde der Tanz unter Ausschluss der Jugendlichen fortgesetzt. Gegen 2 Uhr war Feierabend und alle Festteilnehmer begaben sich gut gelaunt zur Ruhe.
II. Festtag
Mit einem Festgottesdienst um 9 Uhr begann der Dienstag, der zweite große Festtag. Nach der hl. Messe marschierte das gesamte Bataillon zum Ehrenmal. Dort fand eine Gedenkstunde für die gefallenen und vermissten Krieger des ersten und zweiten Weltkrieges unsere Gemeinde statt unter gleichzeitiger Niederlegung eines Kranzes. Herr Pastor Kaup hielt die Gedenkrede, die alle Anwesenden tief beeindruckte. Der mitgeführten Kriegerfahne wurde eine besondere Ehrung zuteil.
Anschließend marschierte das Bataillon zur Feststätte zur Einname des Frühschoppens. Auch Herr Pastor Kaup war anwesend.
Als auswärtige Gäste wurden besonders begrüßt Herr Landrat Happe und Herr Amtsdirektor Grünheit von Peckelsheim. Herr Landrat Happe wünschte in seiner Ansprache dem jungen Schützenverein Blühen und Gedeihen und noch weiteren guten Verlauf des Festes.
Die Kapelle Opel wartete mit einem volkstümlichen Konzert auf und gab ihr Bestes her.
Um 15 Uhr war Antreten der Schützen. Anschließend Abholen des Königspaares samt Hofstaat und Festzug zum Festplatz. Nach dem Abendessen fand die Polonaise in der Engemann’schen Weide statt. Gegen 3 Uhr war der Festball beendet. Sämtliche Festteilnehmer begaben sich wohlgelaunt auf den Heimweg.
Eissen, den 1. August 1953
Schützenabrechnung am 5. Juli 1953
Die Schützenabrechnung fand statt am 5. Juli 1953 in der Scheune Derenthal. Die Schützen waren vollzählig erschienen. Nach der Begrüß8ng durch den Vorsitzenden wurden die Ein- und Ausgaben des Vereins sowie der Kassenstand bekannt gegeben.
Die Einnahmen von DM 3178,50 setzen sich wie folgt zusammen:
Einnahmen | Ursprung |
---|---|
1.452,00 DM | Spenden für die Fahne laut List |
69,00 DM | Schussgeld vom Königsschießen |
679,50 DM | Eintrittsgelder auf Schützenfest |
978,00 DM | Beiträge der Schützen |
3.178,50 DM | Gesamteinnahmen |
Diesen Einnahmen stehen DM 2.093,37 gegenüber, sodass ein Kassenbestand von DM 1.085,13 verblieb.
Die Kasse war vorher überprüft von den Schützenbrüdern Stoppelkamp und Hartgen, die einen entsprechenden Prüfvermerk im Kassenbuch vornahmen.
Die Versammlung genehmigte den Kassenbericht und erteilte dem Kassierer und Vorstand Entlastung.
Im Anschluss an den Kassenbericht fand noch ein gemütliches Beisammensein statt. Abends klang die Versammlung mit Tanz aus, wozu die Dorfkapelle aufspielte.
Eissen, den 12. Juli 1953
Vorstandssitzung am 13. November 1953
In der heutigen Vorstandsversammlung wurde darüber beraten, in welcher Weise und wie weit sich der Verein an der Beerdigung verstorbener Mitglieder beteiligen soll.
Mit Stimmenmehrheit der anwesenden Vorstandsmitglieder wurde beschlossen:
- Die Sargträger stellt der Verein
- Der Verein stiftet einen ansehnlichen Kranz mit Widmung
- Das verstorbene Mitglied wird mit Musik beerdigt
Sämtliche am Ehrendienst beteiligten Schützenbrüder tragen als Kopfschmuck den Schützenhut.
In der nächsten Generalversammlung soll darüber beraten und eventuell abgestimmt werden, ob sich der gesamte Verein geschlossen an jeder Beerdigung der Mitglieder beteiligen soll, oder ob es entsprechend des vorstehenden Beschlusses verbleiben soll.
Es kam dann noch die Zeltfrage zu unseren Festlichkeiten zur Sprache. Vom Schützenrat Johannes Pott wurde der Vorschlag gemacht, dass Holz für den Zeltanbau vom Verein selbst anzuschaffen und für einen Zeltaufbau zurechtzimmern zu lassen. Die Zeltmiete kostet den Verein jährlich DM 450,– und mehr. Für dieses Geld ließe sich schon allerhand Holz kaufen und es bleibt dann Eigentum des Vereins. Die Beplanung kann zunächst provisorisch geschehen mittels Waggon– und Wagenplanen.
Bei der Errichtung eines solchen Zeltes ist gedacht, eine Toreinfahrt der Derenthalschen Scheune zu überbauen um in diesem Zelt den Thekenbetrieb nebst Küche zu platzieren. Dadurch wird erreicht, dass sämtliche Festteilnehmer in der großen Scheune schöne Sitzgelegenheit haben. Dieser Vorschlag wurde eingehend besprochen und fand allgemeine Zustimmung der Anwesenden.
Eissen, den 15. November 1953