In den Jahren vor 1953 wurden immer mehr Stimmen vernehmbar, die sich für die Gründung eines Schützenvereins oder einer Schützenbruderschaft aussprachen. Einige Herren aus dem Dorf ergriffen schließlich die Initiative und luden zu einer vorbereitenden Besprechung ein.

Fahne - Eichenstumpfseite

Aus alter Wurzel neue Kraft: Mit dieser Losung knüpfen die Eissener Schützen an die mögliche Existenz von Schützen in früheren Jahrhunderten an.

Die Zusammenkunft fand statt am - auf „Fabian und Sebastian“, abends 20 Uhr in der Gastwirtschaft Hermanns. Die Eissener Männer und Jungmänner waren recht zahlreich erschienen. Anwesend war auch der Bundesmeister der „Historischen Deutschen Schützenbruderschaften“ für den Kreis Warburg, Herr Schwarzendahl aus Siddessen. Er erläuterte den interessierten Zuhörern den Aufbau und das Wesen des Zentralverbandes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft.

Die Anwesenden sprachen sich dann ohne Ausnahme für die Gründung einer Schützenbruderschaft aus. Aus der Mitte der, ,Versammlungsteilnehmer wurde nun zunächst ein Arbeitsausschuss ins Leben gerufen. Dessen Mitglieder machten es sich zur Aufgabe, für eine Schützenbruderschaft zu werben und möglichst sämtliche Männer der Gemeinde, die gewillt waren, einer Schützenbruderschaft beizutreten, in einer Liste zu erfassen. Das Ergebnis war erstaunlich gut: Es hatten sich 161 Männer und Jungmänner in diese Liste eingetragen. Selbst der Veteran der Gemeinde, der auf das Geburtsjahr 1874 zurückblicken konnte (Anton Götte, eine bekannte Persönlichkeit), war unter ihnen. Familienväter mit mehreren erwachsenen Söhnen hatten sich zur Mitgliedschaft bereit erklärt.

Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, die Gründung der Schützenbruderschaft unverzüglich in die Wege zu leiten. Am Mittwoch, 28. Januar 1953, fand in der Schule zu Eissen abends um 20 Uhr die konstituierende Gründungsversammlung statt. Anwesend war wieder Brudermeister Schwarzendahl: Er hielt ein ausführliches Referat über die Satzungen und das Ideengut der „Historischen Deutschen Schützenbruderschaft“. Seine Worte waren durchdrungen von lebendigem christlichem Lebensgeist, der jeder Bruderschaft zu eigen sein soll. Tief beeindruckt spendeten die Anwesenden starken Beifall.

Fahnenoffiziere

Dreiergruppe der Fahnenoffiziere beim Festumzug im ersten Jahrzehnt nach der Vereinsgründung. Von links: Adolf Meier, Eduard Rottkamp, August Rust

Auch Hochwürden Pastor Knaup hatte es sich nicht nehmen lassen; durch seine Anwesenheit das Zustandekommen einer Schützenbruderschaft in Eissen durch Wort und Tat zu fördern. In einer herzlich gehaltenen Ansprache erklärte sich der Herr Pastor mit den Zielen der Deutschen Bruderschaft solidarisch und schlug der Versammlung die Gründung einer Schützenbruderschaft auf christlicher Ebene vor. Besonderen Beifall fand die Anregung des Pastors, unserer neu zu gründenden Bruderschaft den Namen „St. Liborius-Schützenbruderschaft“ zu geben. Angesichts dessen, dass der große Heilige auch Kirchenpatron unserer Gemeinde ist und in den Herzen der eissener Bevölkerung eine ganz besondere Verehrung erfährt, sollte in der nächsten Generalversammlung, wenn die Vorstandswahlen durchgeführt sind, eventuell in diesem Sinne Beschluss gefasst werden.

Johannes Pott, in dessen Händen zunächst die kommissarische Leitung der Versammlung lag, dankte Pastor Knaup in bewegten Worten für seine schönen Worte und Anregungen sowie Schwarzendahl für dessen hilfreiche Arbeit bei der Gründung des Vereins.

Vorstandswahlen

Alsdann schritt man zur Wahl des gesamten Vorstandes. Die Versammlung stimmte darin überein, neben dem Obersten und Adjutanten einen geschäftsführenden Vorstand zu wählen, der sich wie folgt zusammensetzte:

  • Vorsitzender
  • Schriftführer
  • Kassierer

Das Offizierskorps setzt sich wie folgt zusammen:

  • Oberst
  • Adjutant
  • Hauptmann
  • Fähnrich
  • 2 Fahnenoffiziere
  • 3 Schützenbeiräte

Die Wahlen wurden sodann geheim durchgeführt und zwar in der Form, dass jeweils 3 und mehr Herren aus der Versammlung vorgeschlagen wurden. Über diese wurde per Zettel abgestimmt. Derjenige, der die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte, galt als gewählt. Die Wahlen fielen folgendermaßen aus:

Vorsitzender: Josef Flotho
Schriftführer: Albert Fecke
Kassierer: Albert Wieners
Oberst: Philipp Dionysius
Adjutant: Werner Ahrens
Hauptmann: Johannes Rose, Nr. 22
Fähnrich: Adolf Meier
Fahnenoffiziere: Eduard Rottkamp, Anton Rust
Beiräte: August Saken, Albert Engemann, Johannes Pott

Die vorstehend Gewählten nahmen die Wahl an. Da die Zeit schon vorgerückt war, machte der Vorsitzende den Vorschlag, die Festlegung der Statuten und den Namen für den Verein in der nächsten Generalversammlung zu behandeln. Der Vorsitzende dankte all denen, die sich durch die Leistung der Vorarbeiten in so hervorragender Weise betätigt hatten. Die Versammlung wurde geschlossen, Eissen war um ein schönes Stück Heimatgeschichte reicher.Die Generalversammlung am 19. Februar im Saale Hermanns fasste den Beschluss, den Verein in Zukunft St. Liborius-Schützenverein Eissen zu nennen.

Anschaffung der Vereinsfahne

Im Rahmen einer Sammlung unter den Schützen und sonstigen Bürgern der Gemeinde kam ein Betrag von 1.452 Mark zusammen. Der Verein trat darauf hin zwecks Anschaffung einer Fahne in Verhandlungen mit der Bonner Fahnenfabrik. Die Fabrik machte verschiedene Angebote, und der Vorstand sowie Ehrendechant i.R. Johannes Dewenter, der auf diesem Gebiet ein Kunstkenner war, entschlossen sich für eine quadratische, gestickte Fahne mit den Maßen 110 x 110 Zentimeter zum Preis von 910 Mark. Eine Seite ist von dunkelgrünem Samt. In der Mitte befindet sich auf Vorschlag des Ehrendechanten ein Wappen, das dem Taufstein der Pfarrkirche Eissen entnommen ist. Es ist das Wappen des Fürstbischofs Dietrich Adolf von der Recke und trägt die Jahreszahl 1656. Darüber steht in goldenen Lettern: „Liborius-Schützenverein Eissen 1953“. Die Ecken sind verziert mit Eichenblättern.

Fahne - Taufsteinwappen

Auf dunkelgrünem Samt prangt das dem Taufstein der Pfarrkirche entnommene Wappen des Fürstbischofs Dietrich Adolf von der Recke

Die andere Seite hat einen seidenen Untergrund. In der Mitte ist ein abgehackter Eichenstumpf; daraus ragt ein Kreuz mit einem jungen Trieb. Darüber prangt der Wahlspruch der eissener Schützen: „Für Glaube, Sitte und Heimat“.

Unter dem Eichenstumpf steht der Spruch „Aus alter Wurzel neue Kraft“. Dieser Spruch ist bewusst und überlegt gewählt, um anklingen zu lassen, dass in Eissen früher ein Schützenverein existiert haben mag, den man nun nach mehr als 100 Jahren zu neuem Leben erblühen lassen wollte.

Die kirchliche Fahnenweihe wurde Christi-Himmelfahrt 1953 durch Pastor Kaup nach dem Hochamt vorgenommen. In seiner Ansprache legte Pastor Kaup allen Schützen nahe, den Wahlspruch „Für Glaube, Sitte und Heimat“ stets zu beherzigen und sich dessen Bedeutung bewusst zu sein.

 

Quelle

  • Aieshusun - Aeissun - Eysnen - Eissen - Bind unserer Heimat, Bad Salzuflen, 2003, Hrsg.: St. Liborius Schützenverein Eissen